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Trier in der Adventszeit 2014

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Hauptstädte Europas, heute: Trier….

So langsam haben die Restroom Singers die Hauptstädte Europas durch. Nach den Besuchen in Berlin, Paris und Prag stand am dritten Adventswochenende die Visite in Trier an. Moment, werden Sie sagen, was macht Trier zu einer Hauptstadt? Hierauf kann ich antworten: die Geschichte.
Von 328 bis 340, und noch einmal von 367-392, war Augusta Treverorum, wie Trier damals hieß, Hauptstadt und Regierungssitz des Weströmischen Reiches. Zeugnis davon bilden unzählige, zum Teil hervorragend erhaltene Bauwerke, deren bekanntestes wohl die Porta Nigra ist.
Doch nicht nur die Historie macht Trier besuchenswert, sondern auch der exquisite Moselwein. Nachdem wir am Freitagmittag im hervorragenden Hotel „Deutscher Hof“ eingecheckt hatten und die Stadtführung wegen heftiger Sturmböen abgebrochen werden musste, trafen wir uns abends mit einer Abordnung des Polizeichores Trier im Weingut von Nell zu einer Weinprobe nebst Essen. Stolz berichtet uns der Inhaber, dass sein Großonkel Oswald von Nell-Breuning einer der Gründerväter der Bundesrepublik Deutschland war und als Moralphilosoph am Entstehen des Grundgesetzes mitgearbeitet hatte. Tatsächlich schmeckte mir der seinem wohl bekanntesten Familienangehörigen gewidmete Wein (natürlich ein Riesling) am besten.
Nach einem rundum gelungenen Abend trafen wir uns am Samstagmorgen mit Frau Strauß, die uns das imposante römische- Gräberfeld unter dem St. Maximin erläuterte. Die große Menge der steinernen Sarkophage raubte uns schier den Atem. Anschließend führte sie uns durch den Trierer Dom, dessen Kernbestandteil tatsächlich noch aus römischer Zeit stammt, also über 1600 Jahre alt ist. Frau Strauß wusste uns viele interessante Details zu berichten; so schilderte sie schmunzelnd, dass im verklemmten Zeitalter des 17. Jahrhunderts jemand die auf der Kanzel plastisch dargestellte Form der Mildtätigkeit „Kleide die Nackten“ sehr wörtlich genommen hatte. Er schnitzte dem nackten Mann im Relief, der gerade ein Kleidungsstück erhielt, kurzerhand ein Höschen auf das blanke Hinterteil…
Nach der Führung hatten wir die Erlaubnis, vom erhöhten Podest der westlichen Apsis vier Lieder zu singen. Die Akustik war überwältigend, und der Applaus der Dombesucher zeigte, dass unser Vortrag hervorragend ankam. Besonders die Besucher aus Luxemburg schienen sich über das in Französisch gesungene „L’Angelus“ sehr zu freuen. Der anschließende Besuch auf dem wirklich sehenswerten Trierer Weihnachtsmarkt und das Essen im Hotel rundeten den zweiten Tag ab.
Sonntagmorgen trafen wir uns wie vereinbart mit dem Polizeichor Trier an der Christ-König-Kirche, um dort die musikalische Gestaltung der Messe zu übernehmen und anschließend noch ein kleines gemeinsames Konzert zu geben. Hierfür sei sowohl Pater Aloys Hülskamp als auch den Verantwortlichen des Trierer Chores, Klaus Steffgen und Peter Rother, gedankt. Bereits bei dem eröffnenden „Preiset froh den König“ zeigte der Trierer Chor sein hohes künstlerisches Niveau, was sich während des Konzerts bei „Oh Herr, welch ein Morgen“ und „Wenn ich ein Glöcklein wär“ erneut bestätigte. Da wollten auch wir nicht nachstehen und zeigten mit Stücken von „Maria Lassu“ bis „Rock my Soul“ die ganze Bandbreite unseres Repertoires.
Danach griffen wir mit Freuden den Vorschlag unseres Fahrers Ralf van Neerven auf und besuchten auf dem Weg nach Hause den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt an der Wasserburg Satzvey, wo es Glühwein und Met zu kaufen gab und wir mittelalterliche Gaukler, Schmiede und andere Kunsthandwerker bestaunen konnten. Zudem führte uns der Weg dorthin durch die Hocheifel, wodurch wir etwas in unseren Breiten mittlerweile sehr ungewöhnliches zu sehen bekamen: Schnee… Ich habe es mir nicht nehmen lassen, meine Mitsänger mit Schneebällen zu bewerfen, und eines der Fotos der Winterlandschaft ziert jetzt meinen Rechner als Hintergrundbild. Ich weiß ja nicht, wann ich dieses weiße Zeug mal wieder zu sehen bekomme.
Nächstes Jahr fahren wir nach Nürnberg. Das ist zwar keine Hauptstadt, aber es wird trotzdem lustig. Trier war jedenfalls absolut besuchenswert. Wer es kann, sollte wirklich dorthin fahren.