Restroom Singers zu Besuch beim Gemischten Chor der Polizei Berlin
Nein, wir haben uns nicht für das DFB-Pokalfinale qualifiziert, denn wir überlassen diese sportlichen Aktivitäten lieber Millionären in kurzen Hosen bei der Berufsausübung und verlegen uns auf unsere gesanglichen Qualitäten. Schließlich haben diese dazu geführt, dass uns unsere Freundinnen und Freunde beim Gemischten Chor der Polizei Berlin dazu einluden, die deutsche Hauptstadt zu besuchen und an ihrem ersten Adventskonzert teilzunehmen.
Wie so oft waren hieran nicht nur die Sänger bei den Restrooms und ihre Frauen interessiert, sondern auch einige unserer Fördermitglieder, sodass die Anreise per Bus erfolgte, der erstmals von einer Frau gelenkt wurde, und siehe da: Silke war in der Lage, sämtliche Vorurteile gegenüber Frauen am Steuer zu widerlegen und uns derart sicher und bequem zu unseren Zielen zu kutschieren, dass wir spontan beschlossen, sie bei unserer nächsten Reise wieder zu verpflichten.
Im ABACUS Hotel am Tierpark, an dem wir von Vertretern des Chores mit Glühwein begrüßt wurden war eine Krankheitswelle über die Belegschaft hereingebrochen, und wir mussten zum Abendessen in ein nahegelegenes Restaurant ausweichen. Dieses erwies sich jedoch als absoluter Glücksgriff. Das italienische Essen stand nach einer Viertelstunde auf dem Tisch, war ganz toll, und eine Entschuldigung dafür, dass das letzte Essen drei Minuten später als die anderen serviert wurde, habe ich noch nie gehört. Es war jedenfalls ein hervorragender Auftakt für das Highlight des Abends, und ich verwende diesen Begriff bewusst. Schließlich besuchten wir die Lichterschau im Tierpark, für die der Begriff „imposant“ eine maßlose Untertreibung ist. Die Phrase „so was habe ich noch nie gesehen“ hörte ich an diesem Abend mehr als einmal, und die untermalende Musik machte diese Schau zu einem wirklichen Erlebnis, welches man nicht verpassen sollte.
Viele Reisende – unterschiedliche Interessen. Am nächsten Morgen teilte sich unsere Gruppe, und während die einen das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) unsicher machten, besuchten die anderen den Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus und das Humboldt-Forum, welches auf den Ruinen des Berliner Stadtschlosses an dem Ort aufgebaut wurde, wo bis 2008 der Palast der Republik stand. Unser Guide im Forum machte uns auf launig-interessante Weise mit der Geschichte des Ortes vertraut und sparte auch nicht mit Kritik an Kurfürst Friedrich von Brandenburg, der im 17.Jahrhundert seine Staatskasse und den Bau des Schlosses durch die Erlöse aus dem Sklavenhandel finanzierte. Andere Zeiten, andere Sitten.
Nach soviel Kultur tat der nachfolgende Berliner Abend richtig gut, bei dem wir Berliner Originale wie Henriette Lustig und den Eckensteher Nante kennenlernten und uns mit den von unseren liebenswerten Berliner Freunden selbst zubereiteten Speisen verwöhnen lassen durften. Natürlich durfte auch die Musik nicht fehlen; besonders spaßig war die von beiden Chören mit verschiedenen Liedern vorgenommene Ankündigung des Buffets.
Was der Abend versprach, hielt der nächste Tag. Einer Stadtrundfahrt per Bus folgte die Fahrt ins Freizeitzentrum Marzahn, wo wir das gemeinsame Adventskonzert bestritten, über das der GCPB berichten wird. Nur so viel: unser Sangesfreund Michael, der uns als Reserve-Reserve-Chorleiter die Flötentöne beibrachte war von unserer Leistung so euphorisiert, dass er zum Amüsement aller das letzte Stück allein anstimmte. Dass dies wirklich ein Fehler und kein einstudierter Gag war, glaubte uns nachher niemand. Wir beendeten den Abend mit einem Essen im urigen Gasthaus „Mutter Hoppe“, an dem zu unserer Freude auch einige unserer Berliner Gastgeber teilnehmen konnten. Die liebenswerte Herzlichkeit der Berliner war so überwältigend, dass wir am nächsten Morgen mit mehr als einem weinenden Auge die Heimreise antraten.
Schön war’s. Wenn’s nach mir ginge, könnten wir morgen wieder hinfahren.
Jörg Ziemer
„